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Seltsame Begegnungen: Türken in Mauthausen

In dem 200km von Wien entfernten ehemaligen Konzentrationslager in Österreich, Mauthausen, in dem einst brutale Massenmorde stattgefunden haben, wurde nun auch den ermordeten türkischen Staatsbürgern muslimischen und jüdischen Glaubens ein Denkmal errichtet und eine Gedenkfeier abgehalten. Heute wird dieses Todeslager vom österreichischen Kanzleramt als Museum erhalten.

In Mauthausen wurden im Zweiten Weltkrieg Zehntausende Menschen auf barbarische Art und Weise getötet. Es wandelte sich damals schnell zu einem der gefürchtetsten Konzentrationslager im ganzen Nazi-System, nicht zuletzt durch die Einstufung des Lagers aus Stufe III. In diese Art von Lager sollten damals schwer belastete und „kaum noch erziehbare“ Häftlinge deportiert werden , es galt weiters als Strafverschärfung für Inhaftierte anderer Lager, da sie somit den Vermerk „RU“ mit sich trugen („Rückkehr unerwünscht“), was so viel bedeutet, dass sie direkt in den Tod getrieben wurden.

Insgesamt wird die Zahl der Häftlinge in Mauthausen auf über 200.000 geschätzt, eine endgültige Zahl wird jedoch nie vorliegen, da unzählige Häftlinge ohne Registrierung nach Mauthausen deportiert und dort ermordet wurden. Unter diesen 200.000 Häftlingen waren auch über 8.000 Frauen, die im Männerlager Mauthausen interniert worden waren. Die katastrophale Überbelegung führte nicht nur zu mehr als unmenschlichen Lebensbedingungen, sondern folglich zum Bau eines Zeltlagers im Herbst 1944, dort wurden die eingepferchten 10.000 Häftlinge nahezu sich selbst überlassen.

Bei der Feier, an der Mitglieder der  Türkischen Kulturgemeinde in Österreich(TKG)  , der Botschafter der Republik Türkei, Selim Yenelder Generalsekretär der israelitischen Kultusgemeinde Raimund Fastenbauer, der Staatssekretär für Bildung, Kultur und Kunst Dr. Reinhold Hohengartnerder Vertreter des österreichischen Innenministers Staatssekretär Harald Hutterberger und der Vorsitzende des österreichisch- türkischen Kulturgemeinde in Österreich und Herausgeber der Yeni Vatan Gazetesi, Birol Kilic, teilnahmen, wurde der Koran auf türkisch zitiert und hebräische Gebete aufgesagt, um den verstorbenen zu gedenken. Auf dem Gedenkstein der türkischen Opfer der Jahre 1933-1945 steht in deutscher Sprache: „Wir verneigen uns in Respekt vor diesen Türken und Juden, die schmerzvoll gestorben sind.

Wer waren die Türken, die im Jahre 1939, als der Zweite Weltkrieg ausbrach aus Deutschland deportiert wurden?

Tausende Bürger, die aus Istanbul, Izmir und Edirne nach Europa und vor allem nach Deutschland ausgewandert waren, wurden damals in Mauthausen ermordet. Angehörige dieser Opfer sind heute noch in Istanbul und Izmir wohnhaft, wird berichtet. Namenlose Opfer. Es sieht für den Augenblick so aus, als ob es den Historikern überlassen ist, die Tragödie der Tausenden türkischen Opfer ans Tageslicht zu bringen, denn viele von ihnen scheinen in keinen Registern auf. Der Vorsitzende unserer Gemeinde, Herr Musicant, betonte in seiner Rede in Mauthausen deutlich, dass „Angriffe rechtsradikaler österreichischer Politiker auf Türken und Moslems und die Demütigungen nach dem Vorbild der Erniedrigung der Juden im Zweiten Weltkrieg nicht einfach so hingenommen werden dürfen. Man muss gegen jede Art von Rassismus in Österreich kämpfen. Man soll aus der Geschichte lernen.“  Erwähnenswert sind auch die zahlreichen türkischen Diplomaten, die damals in Europa arbeiteten und tapfer ihr eigenes Leben riskierten, um das Leben vieler europäischer und türkischer Juden vor dem Holocaust zu retten. Der Botschafter der Republik Türkei Selim Yenel hob hervor, dass „diese einzigartige Verantwortung und menschliches Verhalten ein Beispiel für die Menschheit ist und sein sollte.“ An dieser Stelle wollen wir noch auf ein herausragendes Beispiel einer solchen übermenschlichen Bemühung verweisen. Es handelte sich um den damaligen türkischen Botschafter in Marseille, Necdet Kent. Der heute 85-jährige, in Istanbul wohnhafte „stille Held“ stieg damals in einen Zug, der türkische Juden in die Konzentrationslager bringen sollte, mit ein, und forderte die Freilassung seiner Landsleute. Andernfalls würde er ihnen mit in die Gaskammer folgen. Nach langen Diskussionen wurden die Gefangenen mit einem Sonderbefehl aus Berlin tatsächliche freigelassen. Dass ein Mensch solchen Mut beweist und für seine Landsleute einsteht, selbst in Anbetracht seines eigenen Todes, ist in der heutigen Zeit fast undenkbar. Auch von anderen Städten in Europa hört man, dass sich die türkischen Diplomaten damals für ihr Volk einsetzten, teilweise sogar mit Erfolg.

Die Gedenkfeier fand 2007 am ersten Tag des Zuckerfestes (Ramadan) statt. Wir danken der türkischen Kulturgemeinde und allen anderen Gästen für ihre Anteilnahme.

           

Redaktion

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