Griechen fliehen aufgrund von Armut in die Türkei
Aktuelle Ereignisse zwischen den Nachbarländern zeigen deutlich, wie schnell sich die Beziehungen zwischen zwei Nationen verändern können, die früher fast miteinander Krieg geführt hätten.
von Klaus Frischer, 15.01.2011
Die tiefe ökonomische Krise, mit der Griechenland immer noch zu kämpfen hat, lässt einige Griechen in die Türkei und insbesondere nach Istanbul auswandern, mit der Hoffnung, dass sie in der Türkei mehr verdienen und bessere Lebensumstände haben.
Eine von diesen Menschen ist Eleni Vermezi, die momentan an einer Universität in Istanbul als Akademikerin arbeitet. „Neben der Türkei habe ich mich auch für Länder wie England, Irland, Belgien und Zypern für die Zuwanderung beworben. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit in der Türkei und mit meinen Studenten. Hier in Istanbul anzusiedeln ist viel einfacher als zum Beispiel in Berlin oder London. Ich kann hier an Wochenenden meine Heimat besuchen. Ich weiß auch, dass viele Griechen hier auf der Jobsuche sind“.
Ein weiterer Zuwanderer aus Griechenland ist Ionis Grigoriadis. Er ist auch ein Akademiker an der Universität Bilkent. Griogiradis meint, dass die griechischen Zuwanderer in der Türkei dazu beitragen, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern verbessern. „Die Zeiten, als wir in den 90er Jahren noch fast miteinander einen Krieg geführt hatten scheinen längst vorbei zu sein. Viele griechische Schüler kommen in die Türkei, um die türkische Sprache zu lernen. Die türkischen Soap Operas sind extrem beliebt in Griechenland. Jeder weiß, dass die Türkei auch ihre eigenen Probleme hat, wie jedes andere Land. Aber mit der Zeit wird alles besser und angemessener“ so Grigoriadis.
Einer der Obmänner der griechischen Community in Istanbul, Laki Vignas glaubt auch, dass die Beziehungen zweier Länder, die knapp vor dem Ende gestanden sind, heute viel besser sind. Vignas meinte dazu: „ Zur Zeit wandern viele griechischen Familien aus, nachdem deren Kinder Matura gemacht hatten. Unsere Population ist dadurch von 100.000 auf 3.000 gesunken. Niemand wagte sich zu sagen, dass er/sie griechischer Orthodoxe ist. Leute mussten damals ihre Identität und Nation viel mehr verstecken. Dieser Umstand hat sich aber geändert. Das 21. Jahrhundert ist in dem Zusammenhang ein Wendepunkt“.
Es gibt momentan keine offiziellen Zahlen über die Anzahl der Griechen in Istanbul. Man weiss aber, dass sich diese Anzahl jedes Jahr vermehrt. Viele Analytiker im Bereich Ökonomie und Sozialwissenschaften meinen, dass künftig die Anzahl der Griechen, die in die Türkei auswandern, exponentiell steigen wird. Die starke türkische Ökonomie sei ein wichtiges Zeichen dafür.