Austrotürken distanzieren sich von diesen rüpelhaften Jugendlichen
These: „Inszenierte Kundgebung um die Türk*innen in Verlegenheit zu bringen“
Rätselhafte Demo am Stephansplatz – 18.10.2019, wovon in der türkischen „Community, Presse oder sozialen Medien“ weder jemand gesprochen noch geschrieben hat (auch keine österreichischen) und niemand über Wissen dazu verfügt.
Nur die Onlinezeitung „Presseservice-Wien“, welche kein Impressum beinhaltet. Die Domain ist über eine niederländische Hosting-Firma registriert (AltusHost B.V.) und auf einem Server von Key Systems gelagert. Zu Recht beunruhigende bzw. neugierig gewordene Austro-Jüdische soziale Medien, Onlinezeitungen und Vereine haben darüber auch bzw. teilungen einen Bericht geteilt.
Der Bericht der Onlinezeitung „Presseservice-Wien“ lautet wie folgt:
„Am 18.10.2019 demonstrierten am Stephansplatz in der Wiener Innenstadt zwischen 50 und 100 türkische NationalistInnen und RechtsextremistInnen. Die auffällig jungen DemonstrantInnen versammelten sich neben dem Stephansdom und zeigten offen ihre Gesinnung: Neben türkischen Flaggen waren durchgehend der Wolfsgruß und mindestens einmal die 3 Halbmonde (Erkennungszeichen der rechtsextremen türkischen Partei MHP) zu sehen. Auch der Rabia-Gruß wurde oft gezeigt, was als Symbol der islamistischen Muslimbruderschaft gilt.Ein paar Demonstrant_innen marschierten unter „Takbir, Allahu Akbar“ Rufen Richtung Schwedenplatz, während zahlreiche türkische Nationalist_innen weiterhin am Stephansplatz blieben. Dort riefen sie antisemitische Parolen wie „Verdammt sei Israel“, sowie andere die direkt Bezug auf den laufenden Einmarsch der Türkischen Armee in Nordsyrien nahmen, wie „Sind in Rojava einmarschiert und haben eure Mütter gefickt“.“[1] Video anschauen
Laut der Onlinezeitung , welche unter dem Namen „Presseservice-Wien“ geführt wird, sich als „Netzwerk freier Foto-Journalist*innen“ bezeichnet und welche sich laut Selbstdefinition als „Medienprojekt zur Dokumentation sozialer Bewegungen und rechter Mobilisierung in Zentral- und Osteuropa“ definiert, hat einige Bilder von der Demonstration ins Internet gestellt.
Die Polizei war von der Kundgebung genauso überrascht, wie viele türkische Vereine und die türkische Botschaft in Wien, weil absolut keine Informationen über die Personen oder einer dahinterstehenden Gruppierung vorhanden waren. Nach Recherchen der Türkischen Kulturgemeinde wurde diese Demonstration auch nicht ordnungsgemäß bei der zuständigen Behörde gemeldet und genehmigt.
Wir wollen Frieden daheim und Frieden in der Welt
Die Türkische Kulturgemeinde verurteilt jegliche Hetze gegen Israel auf diese Art in Österreich auf das Schärfste. Wir haben uns schon immer ausdrücklich gegen das Importieren der Konflikte von den Herkunftsländern nach Österreich gestellt und dies stark abgelehnt sowie verurteilt! Die Türkische Kulturgemeinde verurteilt Beschimpfungen über Afrin in Syrien und allgemein gegen Kurden aufs Schärfste. Wir wollen Frieden daheim und Frieden in der Welt.
Derartige Demonstrationen in Österreich bewirken, dass die ohnehin vorhandenen Vorbehalte und die Ablehnung gegenüber Türken in Österreich noch mehr angefochten werden. Diese entbehrlichen Verhaltensweisen von einigen wenigen Orientierungslosen wird so im Sinne der Sippenhaftung ausgedehnt und verursacht Schaden für alle aus der Türkei stammenden Mitbürger, mitunter aufgrund der undifferenzierten Berichterstattung. Solche Steilvorlagen werden von den politischen Rechten selbstverständlich gerne aufgegriffen und parteipolitisch instrumentalisiert. Die jüngste Forderung von FPÖ-Chef Norbert Hofer, die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Türken auszusetzen, ist nur eines von vielen Beispielen.[2]
Die TKG stellt sich die Frage, ob Identitätsfeststellungen bei der spontanen Kundgebung am Stephansplatz durchgeführt worden sind?
Wer waren diese Personen? Wer hat diese spontane Demonstration organisiert? Gibt es Vereine, welche hier im Hintergrund mitgewirkt haben? Wer bereitet einen derartigen Nährboden auf? Stecken Geheimdienste hinter den Organisatoren? Welche Strukturen gibt es da, wo Jugendliche auf Abruf organisiert in der Öffentlichkeit auftreten? Wurde der Verfassungsschutz eingeschaltet und wird ein Bericht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht?
These: „Inszenierte Kundgebung um die Türk*innen in Verlegenheit zu bringen“
Die Jugendlichen machen optisch keinen austrotürkischen Eindruck. Die T-Shirts, die Fahnen, die Inszenierung – das ist alles wie Schauspiel der Superlative jedoch sicherlich nicht das, was wir Türk*innen in Österreich wirklich sind. Wer übernimmt die Verantwortung dieser Pogrome?
Man gewinnt den Eindruck, dass diese Jugendlichen hier von Kräften dirigiert werden, welche bewusst die Provokation und die Aufmerksamkeit suchen. Dieses inszenierte Demo-Theater auf dem Stephansplatz mit den skandierten Slogans, die vielen türkischen Fahnen sowie das Auftreten der Jugendlichen, deuten darauf hin, dass hier eine koordinierte Vorgehensweise naheliegt. Als Gesellschaft müssen wir uns die sicherheitspolitisch relevante Frage stellen, wofür diese Jugendlichen noch alles bereit sind, instrumentalisiert zu werden? Heute eine spontane Demonstration, morgen ein in Auftrag gegebener Übergriff? Einschüchtern von Andersdenkenden oder gar ein Auftrag unliebsame Personen aus dem Weg zu räumen?
Wer trägt für solche Entwicklungen die Verantwortung und vor allem wer hat ein Interesse daran? Gerade bei diesen Punkten müssen die türkischen Vereine, die Medien und insbesondere unsere Sicherheitsbehörden sehr vorsichtig sein und dürfen die Entwicklungen nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Wir als TKG stellen uns entschieden gegen die inflationäre Verwendung der türkischen Fahne. Diese Fahne erfüllt uns Türken mit Stolz, genauso, wie die österreichische Fahne oder die Fahnen anderer Nationen, weil wir großen Respekt gegenüber allen Ländern haben. Wir als TKG setzen uns für Frieden in der Welt ein. Jedoch kann man ohne Frieden im eigenen Haus nicht an dem Frieden in der Welt arbeiten.
Wir als TKG rufen alle türkischen und kurdischen Vereine & Verbände dazu auf, gerade in sensiblen und angespannten Zeiten wie diesen, besondere Aufmerksamkeit und Besonnenheit zu Tage zu legen. In der Vergangenheit, insbesondere in den letzten 5 Jahren, hat man – gerade in Wien – sehr viele Fehler gemacht. Die Vorurteile der Aufnahmegesellschaft gegenüber den aus der Türkei stammenden Mitbürgern sitzen tief. Solche Fehlentwicklungen, vor denen wir als TKG schon seit Jahren warnen, sind ein aufgelegter Elfmeter ohne Tormann für die geistigen „Zündler“ in unserer Gesellschaft. Deshalb braucht es auf beiden Seiten versöhnliche Töne und geistige Brückenbauer, welche die Gemeinsamkeiten, trotz der vorhandenen Unterschiede, in den Vordergrund stellen.
Juden und Türken können und dürfen nicht Feinde werden. Weil sie Brüder & Schwestern sind.
Der TKG ist bewusst, dass viele ÖsterreicherInnen mit jüdischem Glauben, in den letzten Jahren durch verstörende Entwicklungen verängstigt wurden. Diesem verloren gegangenem Vertrauen werden wir durch den entschiedenen Kampf gegenüber jegliche Form von Antisemitismus weiterhin entschieden entgegentreten, unabhängig aus welcher Ecke solche Angriffe kommen. Wir müssen einen Konsens mit gutem Willen finden, friedliche Kanäle öffnen und nicht abwarten bis durch Vorurteile und Verhetzungen das gesellschaftliche Klima kippt. Die Mehrheit der Türken in Österreich schätzen die Juden in Österreich, weil sie vorbildliche Menschen sind und nie die Feinde der Türken waren oder sind. Ganz im Gegenteil. Die Mehrheit der Juden in Österreich ist immer gegen Rassismus und Diskriminierungen gegenüber Türken aufgestanden und hat EINSPRUCH erhoben.[3] Juden und Türken können und dürfen nicht Feinde werden. Weil sie Brüder & Schwestern sind![4]
Wir als TKG werden unseren Beitrag weiterhin dazu leisten, dass in unserer Heimat Österreich das Miteinander in den Vordergrund gestellt wird und Fehlentwicklungen mit Empathie, aber mit aller Offenheit und Ehrlichkeit thematisiert werden. Als wehrhafte Demokraten ist uns die österreichische Verfassung „heilig“, weil sie hart erkämpft wurde, unsere Rechte schützt und uns Rechte gewährt, welche für viele Mitbürger mit Migrationshintergrund in ihren Herkunftsländern keine Selbstverständlichkeit darstellen.