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Welch grandiose Idee, der Döner-Diplomatie Lob und Kritik zuteil werden zu lassen!
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Welch grandiose Idee, der Döner-Diplomatie Lob und Kritik zuteil werden zu lassen!

Birol Kilic, 24.03.2024, Beobachtungen und Analysen aus Wien

Die TürkenInnen schätzen die Deutschen und Deutschland sehr…Aber sind nicht so einfach mit Döner sich zu beiendrucken. Es gibt kein Land wie die Türkei, in dem die Deutschen so ein hohes Ansehen genießen… Wegen der Geschichte, als Bildungsnation, als Industrienation und natürlich wegen der deutsch-türkischen Beziehungen.

Der Besuch von Bundespräsident Steinmeier in der Türkei mit 60 Kilo Döner und dem Dönermeister Arif Keleş, der den Döner aufschneidet, hat in den sozialen Medien zahlreiche Kommentare und Kritik ausgelöst. Döner ist ein beliebtes Gericht, das in Deutschland für einen Umsatz von über 7 Milliarden Euro sorgt und hunderttausende Arbeitsplätze schafft. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung.

Ich möchte keineswegs die kulinarische Vielfalt in Frage stellen, die Döner mit sich bringt. Allerdings wurde die von Bundespräsident Steinmeier initiierte „Rotationsdiplomatie” als ein Beitrag zur Agenda des „Ein klischeehaftes Bild der Türkei” gewürdigt.

Die NZZ schreibt nicht umsonst folgendes:  „Vor allem von deutsch-türkischer Seite kam heftige Kritik. Steinmeier reduziere den Beitrag der türkischstämmigen Mitbürger zur Entwicklung des Landes auf das Stereotyp der Döner-Bude, lautete der Vorwurf.Dabei gebe es beispielsweise auch ein Ehepaar wie Ugun Sahin und Özlem Türeci, das mit seiner Firma Biontech den Impfstoff Covid entwickelt hat, oder den Regisseur Ilker Catak, dessen Film «Lehrerzimmer» in diesem Jahr für den Oscar nominiert wurde. Immerhin erwähnte der Bundespräsident kurz Ilkay Gündogan, den Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft, und einige deutsch-türkische Kulturschaffende.Irgendwie ist das ja ein netter Gedanke, und man ahnt, was man im deutschen Präsidialamt mit der Geste ausdrücken wollte. Der Döner Kebap sei ein deutsches Nationalgericht geworden, erklärte Steinmeier in seiner Rede. Bestens integrierte türkischstämmige Mitbürger wie Keles sind Teil der deutschen Gesellschaft, bereichern das Land und prägen es mit, so die freundliche und wenig kontroverse Botschaft.“

Der Schriftsteller Dincer Gücyeter las beim Empfang am Montagabend aus seinen Werken. Doch am Ende blieb das Bild vom Döner. Eine Mischung aus Verwunderung und Belustigung schwang mit, auch wenn die Gäste des Empfangs natürlich viel zu höflich waren, um sie offen zu zeigen. Der Oberbürgermeister von Istanbul, Ekrem Imamoglu, beobachtete mit freundlicher Milde, wie das deutsche Staatsoberhaupt mit einem langen Säbel umständlich mit dem Dönerspieß hantierte.“

Ozan Demircan, Reporter des deutschen Handelsblatts, hat hierzu Folgendes angemerkt: „Ein türkisch-deutscher Wissenschaftler hat den wirksamsten Impfstoff gegen Covid-19 entdeckt.” Ein deutsch-türkischer Filmemacher wurde für einen Oscar nominiert. Millionen von Gastarbeitern haben das deutsche „Wirtschaftswunder” mit aufgebaut. Und der deutsche Bundespräsident brachte einen Dönermeister in die Türkei.

Der Journalist Tuncay Özdamar vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) merkte an, dass Steinmeiers Reise mit einem Döner aus Deutschland in die Türkei zeige, wie veraltet sein Türkeibild sei. Hätte er Italien besucht, hätte er keine Pizza dabei gehabt.
Ali Bas von den Grünen sagte, die Errungenschaften der türkischstämmigen Menschen in Deutschland seien mehr als nur Fast Food. „Die Reaktionen aus meinem engen Umfeld und Freundeskreis sind eindeutig: Es ist bedauerlich, dass unser Präsident mit einer solchen klischeehaften Geste aufgetreten ist. Wer würde so etwas in Bellevue planen?“

PEN-Deutschland-Mitglied Eren Güvercin: „Steinmeier servierte den türkischen Gästen im historischen Sommerhaus der deutschen Botschaft in Tarabya, Istanbul, Spieße. Die Blicke der türkischen Gäste sagten alles über diese „tolle” Idee. „Wer ist der Türkei-Berater des Bundespräsidenten?”

Eine Person veranschaulicht seine Reaktion wie folgt: „Es ist durchaus eine interessante Frage, wer der Türkei-Berater des Bundespräsidenten ist. Steinmeier hat Döner mit in das Dönerland genommen. Demnächst reist er nach Spanien und diesmal hat er Paella (ein Reisgericht aus der spanischen Küche) im Koffer? Es wäre interessant zu erfahren, welche Botschaft er damit vermitteln möchte.”

In Bezug auf die Berichterstattung des NZZ-Korrespondenten Volker Pabst ist festzuhalten, dass dieser noch folgende Punkte anmerkt:“Einen Beitrag zur interkulturellen Verständigung lieferte Steinmeiers Döner-Diplomatie vielleicht dennoch. In der Türkei und in Deutschland gleichermassen weitgehend unbekannt ist nämlich, dass – ausser dem namengebenden Drehspiess – das Gericht in Deutschland mit demjenigen in der Türkei eigentlich nur wenig gemein hat.“

Damit wir nicht oberflächlich bleiben

Die Journalisten und ihre Ansprechpartner wollten wissen, was der deutsche Bundespräsident Steinmeier auf die Frage bzw. Bitte sagt: „Wir haben bei dem Anschlag in Solingen vier Brüder und Schwestern verloren. Ich habe unsere Hoffnung geteilt, dass der Vorfall vollständig aufgeklärt wird.”

Die Antwort des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier im Original: „Die deutschen Sicherheitskräfte und Gerichte werden den Tätern die Strafe geben, die sie verdienen.“

„Die rassistischen Übergriffe gegen türkischstämmige Bürger in Deutschland gehen weiter. Zuletzt verloren vier Deutsch-Türken durch Brandstiftung ihr Leben. Ergreift die deutsche Regierung endlich Maßnahmen gegen die Angriffe? Wie wollen Sie gegen extreme rassistische Strukturen vorgehen?“

Bundespräsident Steinmeier antwortete auf die Frage wie folgt:
„Ich habe gesagt, dass mich der von Ihnen erwähnte Vorfall genauso erschüttert wie Sie. Der letzte Brandanschlag in Solingen ist etwas anderes. Ich habe anlässlich des 30. Jahrestages des Anschlags in Solingen eine Rede gehalten. Wir hätten nicht gedacht, dass sich ein ähnlicher Vorfall nach einer so wirkungsvollen Veranstaltung wiederholen könnte. Leider gab es einen neuen Anschlag. Die deutschen Sicherheitskräfte und die Justiz werden den Tätern die Strafe geben, die sie verdienen.“

1993 und 2024: Brände in Solingen

„Der Mordanschlag von Solingen war ein im nordrhein-westfälischen Solingen verübtes Verbrechen, dem am frühen Morgen des 29. Mai 1993 fünf Menschen zum Opfer fielen.  Die auch als Brandanschlag von März 2024 Solingen bezeichnete Tat hatte einen rechtsextremen Hintergrund. “ Bei einem Feuer in Solingen stirbt eine vierköpfige Familie, wenige Tage später gibt es in der Stadt einen Machetenangriff. Für beide Taten kommt derselbe Verdächtige in Frage. Zum Brandort hat er eine persönliche Beziehung“.

Wir vertrauen auf den Rechtsstaat Deutschland.

Der Bundespräsident Steinmeier hat damit laut Experten klargestellt, dass der jüngste Brandanschlag ein „ähnlicher Vorfall” ist. Das ist von großer Bedeutung. Es bedeutet, dass er möglicherweise mehr über diesen Vorfall weiß als wir. Beide Länder haben vor sich schwierige Zeiten, auch ohne Bundespräsident Steinmeier und Präsident Erdogan. Vorsicht! Wir brauchen als wehrhafte Demokraten in Deutschland und in der Türkei einen starken Rechtsstaat mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Das ist unser höchstes Gut. Wir vertrauen auf den Rechtsstaat Deutschland und warten geduldig ab. Wo nicht jedes Land mit seiner Regierung unser Vertrauen genießt, ist das so…( Birol Kilic, 24.03.2024, Beobachtungen und Analysen aus Wien)

Birol Kilic

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