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Drei türkische Wienerinnen für Österreich: So ist mein Wien noch schöner

Birol Kilic, Beobachtungen aus Wien, 3.07.2024

Ich war auch gestern nach dem Fußballspiel auf der Favoriten und habe viele interessante Beobachtungen und Gespräche außerhalb und in der Menge geführt.

Zum Beispiel die kleine türkische Familie aus Wien mit dem kleinen Kind, dass die österreichische  und die türkische Fahne getragen hat und mit beiden Fahnen respektvoll aufwächst. Es war alles spontan… Auch habe ich eine Gruppe getroffen, die nicht hetzerisch war, sondern nur eine drei Meter lange türkische Fahne mitten in Favoriten mit einer Gruppe getragen hat. Das waren alles nette junge Leute, höchstens 1000 Menschen oder sogar weniger. Alle Altersklassen waren präsent, von zwei jährigen Buben und Mädchen bis 70 jährigen Frauen und Männer… Es war gestern eigentlich ein ruhiger Abend, dank der richtigen Einstellung der Wiener Polizisten, aber vor allem der Polizistinnen. Das wissen wir zu schätzen. Andererseits: „Respekt und Applaus für Österreich!“ So oder so ähnlich waren gestern die Kommentare im türkischen Fernsehen zu hören. Man sollte es nicht übertreiben.

Demut
Mir ist aufgefallen, dass es unter ihnen Anführer gibt, die die Menge dazu bringen, Parolen zu skandieren. Diese Jugendlichen haben keine politischen Ambitionen, keine politischen Parteien oder Vereinigungen hinter sich. Sie versuchten, die Gemeinschaft hin und her zu treiben. Sie zogen von Favouriten zwischen Keplerplatz und Reumenplatz hin und her… Es ist ruhig zu Ende gegangen. Weil es den Leuten nicht gefiel. Hin und her, hin und her… Die Polizei war sehr präsent. Alle hatten Angst vor den Provokateuren, dass man in die Menge gerät. Es ist alles eskaliert, weil in den letzten Minuten auf dem Reumanplatz viel passiert ist. Die Leute mit ihren Familien haben innerhalb einer Stunde angefangen zu gehen. Man kann überall feiern. Die Türkei kann die nächsten Spiele verlieren. Was dann? Man sollte eigentlich eher ruhig bleiben und demütig sein . Vor allem nach solchen „Türkei-Österreich“-Spielen in Österreich.

Kursalon
Vorher wurde im Kursalon, wo Wirtschaftsleute und auch einige Ministerinnen und Minister anwesend waren, auf vielen Bildschirmen das Matsch angeschaut. Vor dem Matsch hatte ich die Gelegenheit, Finanzminister Magnus Brunner kurz zu fragen, wie er das Ergebnis einschätzt: „Ich tippe 3:1 für Österreich“.

Birol Kilic (links) mit Finanzminister Magnus Brunner (rechts) beim Kursalon.

An diesem Wirtschaftsabend, der zufällig am 2. Juli stattfand, habe ich viel beobachtet, gehört und wieder gelernt. Es war für viele eine schmerzliche Niederlage an diesem Abend, als die österreichische Mannschaft als Favorit gegen die Türkei antrat und vielleicht zum ersten Mal seit 50 Jahren bei dieser Europameisterschaft wieder konstant erfolgreich war, vielleicht sogar Europameister werden konnte. Ich habe mitgefiebert, und glauben Sie mir, es war auch für mich nicht einfach, denn mein Favorit war auch Österreich. Denn die waren schon seit einiger Zeit sehr gut und hatten viele Siege eingefahren. Nach dem Spiel habe ich den Finanzminister zufällig wieder getroffen und wir haben uns mit einem freundschaftlichen Handschlag verabschiedet.

Was ich nicht vergessen werde von diesem Abend…

Aber eine Sache, die ich beobachtet habe und mit Verlaub kurz erzählen möchte, werde ich von diesem Abend nicht vergessen.

Sie haben das Titelbild gesehen.

Drei junge Frauen feierten für Österreich unter den Türkinnen und Türken auf der Favoriten nach dem Österreich-Türkei Matsch 2:1…

Der Mann von einer ist da, daneben noch zwei ÖsterreicherInnen…

Frage: „Was macht ihr bitte hier in Favoriten?“

-„Wir feiern für Österreich.“

„Aber Österreich hat doch verloren. Da kommen die Wiener Türkinnen.“

-„Wir feiern trotzdem.“

Sie gehen kurz ins englische Lokal, dessen Besitzer auch Wiener-Türken sind, während die türkischen Fans durch Favoriten ziehen. Kurze Zeit später kommen wieder zurück. Währenddessen bemerke ich etwas… Die Frauen sprechen Türkisch.

Frage: „Ihr sprecht Türkisch, aber…“

-„Ja, wir sind Österreicherinnen mit türkischen Wurzeln. Das ist mein Mann. Österreicher. Wir feiern mit meinen drei Geschwistern und meinem Mann und Freunden (alles Österreicher) für Österreich. Wir geben nicht auf“.

Die jungen Frauen aus Wien mit türkischen Wurzeln feiern für Österreich…

Das werde ich nicht vergessen!

So ist mein Wien noch schöner.

Es dauert zwar, aber alles wird gut.

Andreas Günes

Redaktion, Türkische Allgemeine

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Andreas Günes

Redaktion, Türkische Allgemeine
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